Hochtouren am Susten

 

In die hochalpinen Gletscherregionen am Susten führte ein Hochtourenkurs der NaturFreunde-Erlebnis-Akademie (NEA) im Juli sechs Bergbegeisterte aus verschiedenen Teilen Deutschlands, betreut durch zwei Trainer der NaturFreunde Groß-Gerau.

Startpunkt für uns war der Parkplatz Umpol am Steingletscher nicht weit vom Sustenpass in der Schweiz. Nachdem die Ausrüstung verteilt und die Rucksäcke fertig gepackt waren, ging es steil bergauf zur 2798m hoch gelegenen Tierberglihütte. Dass es dieses Jahr reichlich Schnee gegeben hatte merkten wir, als es schon auf dem Hüttenweg einige Schneefelder zu queren galt. Hier ging es noch ohne Steigeisen, aber ein bedachtsames Gehen war angesagt. Die Tierberglihütte ist begehrt, liegt sie doch direkt am Gletscher und ist Ausgangspunkt für einige lohnende Touren und Bergbesteigungen.

Am nächsten Morgen war frühes Aufstehen angesagt. Unser Ziel war das 3503m hohe Sustenhorn, die Königstour in der Gegend. Bei guten Bedingungen und griffigem Trittschnee zogen wir in zwei Seilschaften los. Zunächst über flache Gletscherpassagen, dann immer steiler werdend, galt es dabei auch die eine oder andere Spalte zu umgehen. Nach einem letzten Steilstück erreichten wir dann angestrengt aber zufrieden das Gipfelkreuz. Weit ist die Sicht vom Sustenhorn: Von den höchsten Gipfeln des Berner Oberlandes bis hin zu den Schneegipfeln der Waliser Alpen schweift unser Blick. Bei strahlendem Sonnenschein und schnell weicher werdendem Schnee ging es dann hinunter, ein kleinerer Spaltensturz wurde souverän gemeistert.  Zurück an der Hütte konnten wir unsere erfolgreiche Tour feiern.

Auch der kommende Tag begann früh, denn der Übergang zur Trifthütte stand an. Vor Sonnenaufgang schon zogen wir gen Tierberglilücke. Auf dem Weg liegt als lohnender und nicht allzu schwerer Gipfel der Vordere Tierberg (3091 m) mit herrlichem Ausblick über die Gletscher und die unter uns liegende Hütte. Der Abstieg von der Lücke erfolgte gesichert am Fixseil, zwar im griffigen Schnee aber die steile Scharte war dennnoch eine Herausforderung. Gut dass wir dieses am Vortag geübt hatten. Wir bewegten uns zügig, denn vom Mittleren Tierberg sausten immer wieder Steine in die Tiefe. Über Schneefelder, Blockgelände und Moränen ging es dann weit hinab bis wir auf den Weg zur Trifthütte stießen.  Jetzt hieß es es nochmal alle Kräfte sammeln, denn es standen noch zwei anstrengende Stunden Aufstieg an, immer wieder steil und mit Ketten und Seilen versichert bis wir schließlich müde, aber zufrieden bei der Hütte ankamen. Das tolle Hüttenteam begrüßte uns mit erfrischendem Tee und ein paar Keksen, wie nett! Ein kurzer Aufstieg auf den Hausberg zum Sonnenuntergang reizte noch zwei von uns. Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter eingetrübt und wir konnten unsere Regenbekleidung testen. Ein langer Abstieg stand uns bevor, zunächst entlang des noch immer beindruckenden Triftgletschers und dann das lange Trifttal entlang. Als Schlüsselstelle erwies sich der Übergang auf ein Schneefeld wobei der ein oder andere Steinbrocken bedrohlich nah an uns vorbei sauste.  Wir meisterten die Stelle mithilfe einer von den Trainern gespannten Seilsicherung, was dann auch weitere vorbeikommende Gruppen herzlich freute. Zügig ging es weiter nach unten, dabei über die beeindruckende Trifthängebrücke. Gerade rechtzeitig erreichten wir unsere Seilbahn zurück ins Tal.  Alles in allem erlebnisreiche Tage mit vielfältigen Eindrücken und einigen persönlichen Herausforderungen. So schön und beeindruckend können Berge sein.

Matthias Grell, 26. Juli 2019